Unsterblichkeit – Fluch oder Segen?

Die relative Unsterblichkeit ist ja sowohl in der klassischen Perry Rhodan Serie als auch bei Perry Rhodan NEO ein wichtiges und zentrales Thema. Wie auch sonst sollten die Protagonisten und auch manche Antagonisten dem Leser über so lange Zeiträume erhalten bleiben? Allerdings gehen die beiden Serien trotzdem sehr unterschiedlich an das Thema heran.

Während die Unsterblichkeit in der klassischen Serie, der sogenannten EA, speziell in der Frühphase das ultimative Ziel von Rhodan und seinen Kumpels war, ist das bei NEO anders…und vor allem viel reflektierter. Der gute alte Perry Rhodan der EA ging zielstrebig voran, bekam nach Lösen des galaktischen Rätels eine Zelldusche und später seinen Zellaktivator. Bedenken hatte er keine, es galt einfach das eigene Leben und das seiner engsten Vertrauten zu verlängern. Mögliche Schattenseiten wurden entweder ausgeblendet oder nicht bedacht.

Der NEO-Rhodan tickt da komplett anders. NEO-Rhodan lehnte gleich zweifach das Angebot der Unsterblichkeit ab!

„Wie kommt man denn auf solch eine absurde Idee?“ könnte man sich nun fragen und ich gebe zu, auch ich fragte mich genau das im ersten Moment. Besonders, da ich den EA-Perry immer ein wenig „beneidet“ habe. Wer will nicht ewig leben, oder?

So einfach ist es dann aber ja tatsächlich doch nicht und das musste auch unser EA-Perry im Laufe seines Jahrtausende zählenden Lebens immer wieder schmerzhaft erfahren. Denn Unsterblichkeit bedeutet nicht, dass man vor dem Verlusten geliebter Menschen gefeit ist. Ganz im Gegenteil. Wer sich nicht komplett isolieren will und trotz der relativen Unsterblichkeit Beziehungen eingeht, verliert zwangsläufig immer und immer wieder Personen aus dem näheren, persönlichen Umfeld. Jeder von uns, der schon einen geliebten Menschen verloren hat weiß, dass das eine Erfahrung ist, die man möglichst nicht so häufig machen möchte. EA-Perry hat sie weiß ES schon öfter gemacht, als ein gewöhnlicher Mensch vermutlich aushalten könnte. Mehrere Ehefrauen, Kinder, enge Freunde und jahrhundertelange Wegbegleiter, welche starben, getötet wurden oder einfach verschwanden.

Noch dramatischer traf es einzig Gucky. Der Ilt ist unsterblich und der letzte seiner Art. Die Dramatik dahinter ist kaum überschaubar. Wer diese Vorstellung auf sich selbst bezieht würde möglicherweise schon aufgrund der Aussicht verzweifeln. Doch auch Gucky hat sich protestlos den ZA umhängen lassen…und leidet noch immer unter den erlittenen Verlusten, welche größer kaum sein könnten.

Nun sieht die Lage in NEO wie gesagt etwas anders aus. NEO-Rhodan wollte zweimal die olle Unsterblichkeit nicht haben! Einige der Gründe habe ich oben beschrieben, allerdings kommt für ihn noch dazu, dass er sich nicht instrumentalisieren lassen wollte. Instrumentalisieren von einer höheren Wesenheit, deren Ziele für ihn nicht zu überblicken sind. Trotzdem trägt er inzwischen einen ZA. Aus der Not heraus, dass er sonst „seine“ Menschheit nicht hätte retten können. Ein gutes Gefühl bereitet ihm dieses Gerät jedoch nicht. In dem Bewusstsein, dass er es nie mehr ablegen kann, ohne kurz darauf sein Dasein zu beenden, plagen ihn Zweifel ob die Entscheidung letztlich richtig war.

Auch überkommen ihn immer wieder Gewissensbisse in Bezug auf Thora und seine Kinder (ja…in NEO haben Thora und Perry gleich mehrere Kinder und die sind bisher nicht mal abtrünnig oder bösartig! Ihr Erstgeborerer heißt zwar auch Thomas, allerdings mit Nachnamen nicht Cardiff… 🙂 ). Wenn Thora irgendwann alt und grau ist und seine Kinder ebenfalls ihr Leben beenden, wird er weiter jung und vital durch das Universum streifen. Welches Recht hat er dazu und warum haben es andere Personen nicht?

Ein weiterer Protagonist, der gegen seinen Willen und völlig unverhofft „konserviert“ wurde ist Reginald Bull. Bei NEO, wie ich in einem früheren Beitrag schrieb, biologisch erst viel später, aber ebenfalls ohne sein Einverständnis. In diesem Fall war es nicht ES, sondern Mirona Thetin, die ihm die Zelldusche verpasste.

Womit wir bei unsterblichen Antagonisten wären. Die Meister der Insel sind in NEO, vielleicht abgesehen von der einen oder anderen Ausnahme wie Faktor II, nicht die typischen „bösen Monster“, welche nur aus Spaß an der Freud Völker versklaven oder Individuen umbringen. Sie verfolgen ein Ziel, welches an und für sich sogar aller Ehren wert ist, für welches sie aber auch über Leichen(berge) gehen. Die Unsterblichkeit hat ihren Beitrag dazu geleistet, dass sich die Meister von den Sterblichen so sehr entfernten, dass diese Opfer für sie nichts als notweniges Übel sind. Wir sprechen hierbei wohlgemerkt nicht von dem einen oder anderen Einzelwesen, sondern von ganzen Völkern und Planeten, welche ausgelöscht oder manipuliert wurden.

Mirona Thetin, Faktor I, sieht sich selbst als Monster und möchte eigentlich keines sein. Faktor II sieht andere Lebewesen bestenfalls als Mittel zum Zweck, ob persönlicher oder dem oberen Ziel dienlicher Zweck ist ihm dabei egal. Besagter Faktor II isolierte sich über die Jahrtausende immer mehr, um emotionale Bindungen vollständig zu vermeiden. Entsprechend traurig mutet seine Existenz zum Handlungszeitpunkt dann an. Auch das ist eine Auswirkung der Unsterblichkeit…

Nun…wenn mich jemand fragt, ob ich einen Zellaktivator annehmen würde, würde ich lügen, wenn ich sagen würde „nie im Leben!“. Die Verlockung des ewigen Lebens ist eben doch groß. Allerdings würde ich wohl auch nicht sofort zusagen. Dieser NEO-Blick auf die Unsterblichkeit ist faszinierend anders als in der EA, aber durchaus nachvollziehbar und sehr reflektiert.

Wäre Unsterblichkeit nun ein Fluch oder ein Segen? So genau vermag ich das nicht zu beantworten, ich denke sie ist wäre bisschen von beidem…gut, dass ich diese Entscheidung nicht treffen muss! 🙂

 

Reginald Bull ist heute Reg, nicht mehr Bully

Neben Berichten zu den einzelnen Romanen, die ich nach und nach aufzuholen vorhabe, habe ich mir überlegt, dass es vielleicht spannend sein könnte, Personen, die es sowohl in der „Erstauflage“, also dem originalen Perry Rhodan, als auch in Perry Rhodan NEO gibt, gegenüber zu stellen. Vielleicht macht das schon irgendjemand, da ich aber abgesehen vom Heftehaufen eines gewissen Herrn Ingenhoven bisher keine Blogs verfolge, kann ich das nicht beurteilen. 🙂

An dieser Stelle noch eine Warnung an alle, die noch weiter zurück sind als ich oder erst mit NEO starten möchten: Ab hier könnte es den einen oder anderen Spoiler geben.

Weiterlesen in diesem Fall auf eigene Gefahr. 😉

Der Erste der mir bei dieser Rubrik in den Sinn kam ist Perry’s ältester Freund Reginald Bull. In beiden Serien ist Bull seit Band 1 an Rhodans Seite. In beiden Serien ist er der etwas aufbrausende, temperamentvolle Gegenpart zum ruhigen, sachlichen Rhodan und flog mit ihm zum Mond um dort die Arkoniden zu entdecken. So weit, so gut, aber viel spannender sind womöglich die Unterschiede.

Fangen wir bei den Äußerlichkeiten an: während der „originale“ Reginald Bull sich äußerlich (meiner Erinnerung nach) über die Jahrtausende kaum veränderte und so gut wie immer einen kurzen „Bürstenhaarschnitt“ trug sowie gut rasiert dargestellt wurde (auf Abbildungen immer, in den Romanen soweit ich weiß aber auch), trägt der „moderne“ Reginald in NEO plötzlich einen Wikingerbart! Skandalös, dass diese viel jüngere Version es wagt, an dem fest eingebrannten Abbild von „Bully“ zu rütteln, wo sein Stammvater aus dem anderen Universum über ewige Zeiten ein dauerhaft gleiches Profil entwickelte. 😉

Apropos „Bully„: der Spitzname von Reginald Bull im NEOversum lautet „Reg„. Noch so ein „Frevel“ könnte man meinen, aber irgendwie wirkt „Reg“ nach einiger Zeit erheblich normaler und aangemessener als man zunächst meinen möchte. Schließlich stammt Bull aus einem englischsprachigen Teil von Terra, in dem „Bully“ übersetzt soviel heißen kann wie „Der Tyrann“ oder „drangsalieren“…und wer möchte mit einem solchen Spitznamen rumrennen? 🙂

In der Mirona-Staffel von NEO wird er von Gucky dann einmalig als „Bully“ bezeichnet. Dies geschieht allerdings im Rahmen eines respektlosen Kommentars des Ilts und ist wohl auch eher als Hommage an den EA-Bully zu werten, als als tatsächliche Einführung des Paralleluniversum-Spitznamens.

Weitere Unterschiede gefällig? Reg ist bereits früh in seiner Seriengeschichte verheiratet! Er ging eine Beziehung mit seiner Leibwächterin ein, die er zunächst gar nicht haben wollte. Während Bully erst später „zur Ruhe“ kam, wurde Reg relativ früh „gebändigt“. Er hat nebenbei auch auch erste graue Haare, denn die Unsterblichkeit in Form einer Zelldusche bekam er bedeutend später als Bully. Das hatte neben den erwähnten Alterserscheinungen in grauen Farbtönen auch gesundheitlich Auswirkungen. Unser Reg, geboren im Jahr 1999 oder 2000, so genau ist das nicht bekannt, war zum Zeitpunkt seiner (nebenbei unfreiwilligen) Zelldusche bereits 55 oder 56 Jahre alt…und hat schon einen Herzinfarkt hinter sich! Mit solchen medizinischen „Kleinigkeiten“ musste sich Bully nicht rumärgern, dessen Alterungsprozess bereits mit 37 Jahren gestoppt wurde.

In vielen Punkten ähneln sich Reg und Bully trotz alledem und sowohl Ähnlichkeiten als auch Unterscheide machen diese Figur zu einer der spannendsten und wichtigsten Nebenrollen der Serie. Das gilt für „Altleser“, zu denen auch ich mich irgendwie zähle, da mich Perry Rhodan und somit auch Bully seit früher Jugend begleiten, genau wie für reine NEO-Leser. Egal ob Perry Rhodan oder Perry Rhodan NEO, ohne Reginald Bull wären beide Serien ganz sicher nicht die gleichen.